28. Juni 2025
Die erste Etappe, knapp 400 km, bis zum Überseehafen in Rostock ist geschafft. Durch die Nacht, der Sonne entgegen oder so ähnlich. Zumindest Richtung Tageslicht. Jetzt heißt es warten auf die Fähre.

Nach einer ruhigen Überfahrt, und nach weiteren gut 200 Kilometern, haben wir einen kleinen privaten Stellplatz auf einem Hof in der Nähe von Tvååker, direkt an der E6 gelegen, angesteuert. Es gibt hier 7 Stellplätze, 4 davon mit Strom für 299 Sek, knapp 26 Euro. Nach dem Abendessen, gab es noch einen kurzen Ausflug in das nahe gelegene Naturreservat. Wieder zurück, fallen wir alle erschöpft in die Betten.

29. Juni 2025
Nach einer erholsamen Nacht starten wir gegen 10 Uhr weiter in Richtung Norden. Zunächst an Göteborg vorbei, dann war er wieder da, der „Inladsvägen“, die E45. Eine für uns bekannte Straßennummer in Schweden. Wahrscheinlich ist es „die“ Straße in Schweden, denn es gibt nicht viele Möglichkeiten vernünftig vorwärts zu kommen. Der südliche Streckenteil war uns jedoch bisher unbekannt. Kurz hinter Göteborg ändert sich die Landschaft schnell: etliche Seen und Berge tun sich auf und es wird langsam „typisch schwedisch“.
Ganze 440 Kilometer haben wir heute geschafft und das bei bestem schwedischen Sommerwetter. Das Autothermometer zeigt zwischen 16 und 23 Grad. Die Sonne scheint, der Wind jedoch weht heute unaufhörlich.
Gut 120 Kilometer vor Mora, haben wir einen kleineren Campingplatz direkt an einem Fluss, dem Klarälven, unweit der E45 aufgetan, so auch der Name „Klarälven Camping“. Hier werden auf Deutsch begrüßt, die Dame am Empfang ist ausgewandert. 350 SEK zahlen wir hier pro Nacht mit Strom für einen Platz direkt am Fluss.
Mittlerweile ist es 18 Uhr und es gibt endlich warmes Essen, für die Kinder das wichtigste am Tag. Morgen geht es weiter Richtung Sollefteå, einem unserer Etappenziele in diesem Urlaub. Über Östersund soll uns die Route morgen führen. Ein wenig mehr Kilometer als wenn wir an der Küste entlang fahren würden, jedoch ist es die schönere Strecke. Die Küstenstraße kennen wir ja bereits. Allerdings werden wir unser morgiges Etappenziel wohl nicht ganz erreichen – es sind weitere 560 Kilometer von hier.

30. Juni 2025
Der Tag startet heute mit viel Sonnenschein und weniger Wind. Nachdem wir nochmal frisches Wasser aufgefüllt haben, starten wir in Richtung Östersund – eine grobe Richtung. Hauptsache nach Norden.
Wir fahren heute langsamer, da uns die Strecke vom Inlandsvägen, der E45, runter führt auf eine Landstraße. Demzufolge kommen wir auch nicht allzu schnell voran. Dennoch haben wir 352 km geschafft, die uns an wunderschönen Wäldern, Mittelgebirgsketten, Seen, Flüssen und unendlich vielen Lupinen an den Straßenrändern vorbei führten. Nachdem wir in Mora getankt und in Orsa beim ICA eingekauft haben, machen wir ziemlich spät Mittag an einem kleinen Wasserfall. Da es bereits gegen 14:30 Uhr ist und wir merken, dass wir heute wohl nicht mehr bis nach Sollefteå kommen, suchen wir einen schönen Platz zum Freistehen.


Die Campingapp ist dabei auch dieses Mal ein guter Helfer und wir finden am Fluss Ljungan bei Alby einen Naturparkplatz. Wir werden nicht enttäuscht: hier haben wir die Wiese vor dem Wohnwagen ganz für uns. Die Feuerstelle wird genutzt für Grillwürstchen und das Abendessen schmeckt gleich doppelt gut.

Auch hier gibt es Wasserfälle – wir hören es rauschen. Sonst rauscht hier nur ab und zu ein Zug auf der gegenüberliegenden Seite vorbei. Das Wasser meiden wir jedoch, da es von Kaulquappen und Blutegeln wimmelt und wir die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung selbstverständlich nicht stören wollen. Auch, wenn es hier wunderschön ist, ziehen wir morgen weiter und hoffen, endlich Sollefteå zu erreichen.


01. Juli 2025
Wir erwachen bei strahlendem Sonnenschein und einem azurblauen Himmel. Dieser Tag verspricht ein guter zu werden. Das Navi ist auf unser Etappenziel Sollefteå programmiert und schon in wenigen Stunden werden wir unser Ziel erreichen. Die Parkplatzsuche im Ort gestaltet sich mit Wohnwagen jedoch schwierig, sind die meisten Plätze doch eher für deutlich kürzere Gefährte ausgelegt. Wir finden letztendlich einen etwas abgelegenen, auf der anderen Seite des Flusses Ångermanälven und gegenüber der Innenstadt gelegenen Rastplatz, auf dem wir kostenlos stehen (und am Ende sogar noch unsere Chemietoilettte und Abwasser entsorgen können).

Wir laufen etwa eine halbe Stunde und stehen vor dem am Wochenende neu eröffneten Laden von Jonna Jinton. Es sieht genauso aus wie in ihren Videos – und noch viel schöner. Die Ladentür öffnet sich und unser Töchterchen entdeckt sofort Jonna, die mit Kunden im Gespräch ist. Wir werden sehr herzlich von ihrer Mitarbeiterin Linnea empfangen, die am Ende auch dabei hilft, den perfekten, passenden Ring zum bereits im letzten Jahr online erworbenen Armring zu finden. Danke dafür!

Wir verbringen eine gute Stunde in diesem wundervollen, tiefblauen Laden. Es ist, als betrete man ein Gemälde von Jonna: die Farbzusammenstellung, das Licht, die Ausstellung der Kunstwerke und Präsentation der Schmuckstücke ist äußerst ästhetisch, sodass man sich weniger wie in einem Shop, sondern mehr wie in einer Galerie oder sogar im heimischen Wohnzimmer fühlt. Es gibt gemütliche Sitzbereiche, die dieses Gefühl noch verstärken. Nachdem wir wirklich schöne Gespräche mit Jonna und ihren Mitarbeitenden hatten, verlassen wir wie vom Glück berauscht Sollefteå und fahren weiter Richtung Haparanda – einem weiteren Etappenziel auf unserer Strecke.

Unterwegs fahren wir über unzählige Seen, auf kleinen Straßen treffen die Wellen links und rechts bis an den Straßenrand. Es fängt an zu regnen und wir beschließen, einfach noch weiter zu fahren, bis wir einen schönen Platz für die Nacht gefunden haben. Der Öreälven Stellplatz direkt an der Landstraße 365 bietet uns für diese Nacht einen guten Platz. Bei der Ankunft werden wir direkt von Mücken angegriffen – diese Plagegeister haben wir wahrlich nicht vermisst. Der wieder einsetzende Regen vertreibt die kleinen Blutsauger jedoch und die Luft kühlt sich auf entspannte 15°C weiter ab – das verspricht eine erholsame Nacht zu werden.

02. Juli 2025
Der gestrige Tag endet mit strahlendem Sonnenschein um 23 Uhr – gefühlt scheint die Sonne die ganze Nacht durch. Die Mücken halten uns die halbe Nacht noch wach, doch heute Morgen ist die Plage schon fast überstanden. Wir starten unseren heutigen Tourenabschnitt nach einem entspannten Frühstück. Die ersten etwa 150 Kilometer führen uns noch durch das Inland und viele ruhige Straßen gefühlt abseits jeglicher Zivilisation. An einem kleinen Rastplatz mit einer alten Sägemühle legen wir eine kurze Pause ein, um dann schon nach kurzer Zeit auf die ersten beiden Rentiere zu treffen, die gemütlich auf der Straße ihre eigene Route einschlagen.



Bald wieder auf der E4 und später der E10 angekommen, legen wir die restlichen knapp 300 Kilometer nach Haparanda zurück. Landschaftlich ist diese Straße in den Norden nicht unbedingt reizvoll, aber dennoch gibt es hier und da beeindruckende Spots.
Wir kommen am späten Nachmittag zum gemütlichen Fika (schwedischem Kaffeetrinken) bei unseren Freunden an und fühlen uns vom ersten Moment an sehr willkommen. Es fühlt sich so an, als läge das letzte Treffen erst ein paar Tage hinter uns und nicht in Wirklichkeit zwei ganze Jahre! Danke an dieser Stelle für eure Zeit, das gemeinsame Lachen und die vielen gemeinsamen Augenblicke.

Weiter geht’s um 18:45 Uhr – obwohl das Telefonnetz uns zwischenzeitlich schon in Finnland wähnt (da es auf der anderen Flussuferseite liegt) und eine Stunde voraus schickt. Wir kommen also ziemlich spät, gegen 19:30 Uhr (schwedischer Zeit) auf unserem heutigen Campingplatz an und sind mehr als dankbar für diesen Tipp! Norssken Lodge wird von einem Schweizer Ehepaar geführt, liegt direkt am Fluss Torneälven und bietet alles, was ein Camper braucht. Die Kinder bekommen direkt noch Minigolfschläger und Angel in die Hand gedrückt und genießen den sonnigen Abend am Flussufer.
Der Inhaber, Max, hat uns empfohlen, heute den Wecker zu stellen, da die Mitternachtssonne verspricht, besonders schön zu werden. Wir lassen uns überraschen und nehmen diesen Tipp natürlich dankend an.
Da wir heute über 450 Kilometer gefahren sind, lassen wir es morgen ruhiger angehen und werden die Kilometerzahl mal etwas niedriger ansetzen.

03. Juli 2025
Um 01:50 Uhr klingelt der Wecker. Wir treten vor die Tür und es ist taghell. Die Mitternachtssonne strahlt und wärmt, obwohl es eigentlich kalt sein müsste. Die Kinder schlafen tief und fest. Wir lassen sie schlafen, schießen ein paar Fotos und legen uns wieder hin, denn müde sind wir trotzdem.

Morgens klingelt kein Wecker – es ist ja schließlich Urlaub. Wir gehen den Tag heute gemütlich an, frühstücken ein bisschen später und eh die langen Haare der „Damen“ nach der Dusche wieder getrocknet sind, wird die Zeit für den Abwasch genutzt. Nachdem wir für die nächsten Tage wieder gut mit Frischwasser versorgt und alle Vorräte im ICA Maxi aufgefüllt sind, treten wir die heutige Etappe an.
Schon nach kurzer Zeit überqueren wir den Polarkreis. 2023 haben wir dies bereits auf der E45 getan, hier ist der Haltepunkt ein wenig unspektakulärer, dafür sind wir der Finnischen Grenze ganz nah. Wir wechseln bald das Flussufer und fahren nun auf Finnischer Seite weiter durch ganz ganz viel Wald. Immer wieder tauchen Rentiere auf der Straße oder am Straßenrand auf, kleine Siedlungen, bei denen wir uns fragen, wer so weit oben noch wohnt und arbeitet, und irgendwann werden die Bäume kleiner und die Häuser weniger.
Um 16:53 Uhr (finnischer Zeit) überqueren wir dann die Norwegische Grenze mitten im „Niemandsland“ und völlig unscheinbar. Ein schlichtes graues Zoll-Haus, eine lange grüne „Holzbaracke“ (vermutlich die Unterkünfte für die Zollbeamten) und ein paar blaue Schilder, die uns willkommen heißen und auf die Höchstgeschwindigkeiten im Land hinweisen. Mehr als 80 kmh – so stellen wir schnell fest – kann man mit Wohnwagen hinten dran auf diesen Straßen hier eh nicht fahren.
So langsam wird es landschaftlich wieder spannender. In der Ferne können wir graublaue Bergketten sehen, die teilweise noch mit kleinen Schneeflecken bedeckt über den Wäldern emporragen. Die Bäume stehen hier nicht mehr ganz so dicht und sind auch noch nicht so hoch gewachsen wie wir es gewohnt sind. Birken dominieren hier eindeutig die Landschaft. Der Boden ist sandig. Ein wenig erinnert es uns an Usedom. Die einzigen Tiere, die wir hier sichten sind Mücken. Plagegeister, die zweimal dafür sorgen, dass wir uns nicht für den angefahrenen Platz zum Übernachten entscheiden: Der erste Platz ist sehr schön gelegen an einem See und riesengroß. Doch die Mücken belagern innerhalb von Sekunden unser Auto, sodass wir es gar nicht erst wagen auszusteigen. Der zweite Platz liegt – absichtlich – nicht an einem See und ist der Startpunkt für einen Wanderweg. Doch auch hier müssen wir fürchten, von den scheinbar ausgehungerten Mücken zerstochen zu werden, die schon an den Autoscheiben auf uns warten, und entscheiden uns, es noch ein drittes Mal zu probieren. Nochmal 25 Kilometer weiter nördlich erreichen wir dann einen Parkplatz an einem Wasserfall und kommen endlich zur Ruhe.

Die Mücken beherrschen auch hier die Natur, aber es ist auszuhalten. So heißt es: kurz zum Wasserfall laufen und die Beine vertreten, dann schnell wieder zurück in den Wohnwagen. Wir hoffen, dass morgen auf unserem Stellplatz kurz vor unserem großen Ziel weniger Blutsauer auf uns warten.

04. Juli 2025
Heute beginnt der landschaftlich schönste und beeindruckendste letzte Teil unserer Reise zum Nordkap. Bei immer noch leichtem Regen starten wir unsere heutige 300 km-Tour und merken schon bald, dass Norwegen mehr zu bieten hat als Moorbirken, graue Wolken und Sandboden. Spätestens in Alta, einem der größeren Orte, die wir heute passieren, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr raus. Schon die Strecke dort hin führt uns durch unglaublich schöne Berge, vorbei an vielen Wasserfällen, schneebedeckten Hügeln und reißenden Gebirgsbächen. Rentiere passieren nun als Herden die Straßen und unsere Augen sehen sich an den unendlichen Weiten nicht satt.




Wir folgen weiter der E6 und kommen schließlich an der Küstenlinie des Porsangerfjord an. Hier gönnen wir uns eine kurze Pause zum Fotografieren, Seeluftatmen und Steinesuchen, bevor es anschließend durch den beeindruckenden Nordkaptunnel geht. Knapp 7 km ist er lang, hat eine Neigung von 9% auf beiden Seiten und führt uns etwa 200 m unter den Meeresspiegel. 1994 begann der Bau, 1999 wurde er dann eröffnet. Seit 2008 ist der Tunnel mautfrei – zwei Jahre vor der geplanten Zeit, da die Kosten eher „eingeholt“ wurden als erwartet.

In Honningsvåg – vermutlich der größten Stadt vor dem Nordkap, staunen wir über große Passagierschiffe, die kurze Landebahn und das startende Kleinflugzeug und biegen direkt ab ins Gebirge kurz vor Erreichen unseres Campingplatzes. Vorher noch 212 Meter unter dem Meeresspiegel, befinden wir uns nun ganz schnell wieder 300 Meter darüber. Hier glitzern die letzten Schneefelder in der Sonne um die Wette.

Wir kommen – pünktlich zur Kaffeezeit – auf dem Nordkap Base-Camp an. Nach einer entspannten Fika mit Biskvit aus Övertorneå und im strahlenden Sonnenschein wandern wir noch zum sogenannten Kirkeporten (Kirchenportal) hier in Skarsvåg, dem vermutlich nördlichsten Fischerdorf auf dem europäischen Festland. Das Kirchenportal erinnert uns an die Felsen in Etretat, Rentiere grasen hoch über der Barentsee und die kleinen bunten Blumen entschädigen das Auge für jeden fehlenden Baum an diesem Ort.


05. Juli 2025
Heute ist er nun gekommen: der Tag, an dem wir alle gemeinsam am Nordkap stehen werden. Nach dem Frühstück starten wir mit grauem Himmel und fahren direkt hinein in die Regenwolken, die über dem berühmten nördlichsten Festlandpunkt hängen. Doch als wir aussteigen klart es auf und die Sicht wird frei auf die Nordspitze der Insel MAGERØYA, auf den Atlantik und die berühmte Stahl-Weltkugel, das Wahrzeichen des Nordkaps. Für einen kurzen Moment wähnen wir uns unter den glücklichen wenigen Gästen des späten Vormittags, doch der Schein trügt, da schon bald – nach einer entspannten Fußrunde an den Klippen entlang Richtung Osten – die Touristenbusse ankommen.



Wir merken den Menschenansturm besonders im Nordkap-Gebäude, in dem es nicht nur ein Restaurant, ein Café und einen Souvenirshop gibt, sondern auch ein unterirdisches Museum mit Kino. Der 15-minütige Panoramafilm über das Nordkap gibt einen guten Eindruck über das Leben auf der Insel.

Wir kehren hungrig auf den Campingplatz zurück und essen gegen 15 Uhr erst einmal Mittag: Köttbullar mit Kartoffelbrei und Gurkensalat. Ein Klassiker, der auch im Camper immer geht. Danach starten wir noch einmal mit dem Auto, dieses Mal Richtung GJESVÆR, einem Fischerdorf, das mit Vogelsafari zur Vogelinsel wirbt. Wir geben uns jedoch mit der umliegenden Natur zufrieden und beobachten Rentiere aus direkter Nähe, hungrige und laut schreiende Möwen, finden Trollblumen und sogar Schnittlauch versteckt in einer Felsspalte hoch über dem Dorf.

Im Anschluss fahren wir noch nach HØNNINGSVÅG – einfach nur mal so. Der Tag ist zu schön als dass wir ihn jetzt schon enden lassen wollen. Wir staunen über das riesige Kreuzfahrtschiff, das im Hafen liegt, genauso wie über die hohen Holzgestelle, die für den Trockenfisch in den Wintermonaten genutzt werden. Wie bekommt man denn den Fisch so weit hoch, fragen wir uns.


Der Tag endet wieder mit strahlendem Sonnenschein. Vielleicht können wir diese Nacht die Mitternachtssonne beobachten – letzte Nacht war dies aufgrund starker Bewölkung leider nicht möglich.

06. Juli 2025
Letzte Nacht haben wir sehr tief und ruhig geschlafen. Nur einmal, gegen 02:30 Uhr etwa, haben wir aus dem Fenster geschaut – leider war es da schon sehr bewölkt. Also wieder keine Mitternachtssonne für uns. Dafür starten wir ausgeruht in den Tag und die knapp 360 km, die wir vor uns haben.

Kaum sind wir von der Insel Magerøya herunter und durch die nächst größere Stadt Alta durch gefahren, eröffnet sich uns eine Landschaft, die wir nur aus Filmen und Dokumentationen kennen. Wie gemalt schlängeln sich Bäche durch die Landschaft, erheben sich die noch schneebedeckten hohen Gipfel über den blauen, in der Sonne glänzenden Fjorden. Die Straßen winden sich an den Küstenlinien entlang und wir passieren Tunnel, deren Anzahl wir irgendwann einfach nicht mehr zählen.


Langsam kehren auch die Nadelbäume zurück in die Landschaft, wo vorher nur krüppelige Moorbirken das Bild geprägt haben. An den Straßen weisen uns immer wieder Hinweisschilder auf Rentiere und auch auf Elche hin. Letztere haben wir weiterhin bisher nicht entdeckt. Dafür jede Menge Rentiere, die entspannt über die Straßen schlendern und für ein Foto gern auch mal stehen bleiben.



Wir finden heute einen kleinen Stellplatz am Straumfjördbotn und erreichen ihn bei Ebbe, sodass wir uns nach dem Abendessen nochmal die Beine vertreten und ein paar Muscheln sammeln gehen können.

Der Tag kann schöner nicht enden: bei strahlendem Sonnenschein und mit Blick auf den Flusszulauf und die Berge im Hintergrund verarbeiten wir die vielen Eindrücke bei einem guten Glas Cabertin Rosé unseres Lieblings-Winzers Felix Schädler.
07. Juli 2025
Zumindest wettertechnisch scheinen die Tage alle gleich zu verlaufen: sie beginnen mit vielen Wolken in den verschiedensten Grautönen und enden mit Sonnenschein am blauen Himmel mit weißen Schleierwolken. So auch dieser Tag, den wir entspannt Richtung Narvik starten. Ungefähr 380 Kilometer liegen heute vor uns und die führen uns entlang der Küstenlinie auf der E6, vorbei an unzähligen Wasserfällen (bei 33 haben die Kinder dann nicht mehr mitgezählt), hohen schneebedeckten Bergen (wie wir herausfinden, alle um die 1.400 m bis 1.600 m hoch) und blauem Fjordwasser, das uns stellenweise glauben lässt, wir seien in der Südsee.

Die Strecke schlängelt sich dahin, gefühlt vergeht die Zeit nicht und schnell voran kommen wir sowieso nicht auf diesen Straßen.
Wir wollen es heute noch bis über die Landesgrenze schaffen und wieder auf schwedischem Boden nächtigen. Nur wenige Kilometer hinter der Grenze, etwa 10 Kilometer vor Abisko, finden wir einen Naturrastplatz, der sich am Abend als heimlicher Hotspot für Wildcamper entpuppt und fast genauso voll ist wie ein normaler Campingplatz (wir zählen aktuell 15 Campingfahrzeuge). Wer hier steht, hat den besten Blick ins Gebirge – gratis. Wir schnüren unsere Wanderschuhe und erkunden auf dem kleinen Pfad neben der E10 das Gelände. Über eine alte Holzbrücke, die mal wieder eine ordentliche Renovierung bräuchte, gelangen wir ins freie Gelände und hören die Straße schon kaum mehr.

Hier finden wir wieder bei uns selten gewordene bzw. schwer zu findende Pflanzen, wie den Ackerschachtelhalm, Trollblumen, Alpen-Tragant, blühende Schneeheide, Alpenhelm, Sumpfdotterblume und wieder blühende Moltebeeren – erneut sind wir etwas traurig, dass wir „so früh im Jahr“ da sind und nicht die reifen Früchte ernten können. Dennoch macht die Wanderung Spaß, selbst wenn zumindest wir Erwachsenen oft ehrfürchtig feststellen, wie klein der Mensch doch ist im Vergleich zu dieser natürlichen, weiten wie auch größtenteils noch unberührten Landschaft.
Feststellung des Tages: Als hätten Schweden und Norwegen zwei unterschiedliche Maler gehabt.

08. Juli 2025
Der heutige Morgen bietet wieder alles an Grautönen, was die Farbpalette hergibt. Nachdem wir gegen 11 Uhr den großen „inoffiziellen“ Campingplatz verlassen, sind wir an einer recht abenteuerlichen Tankstelle in Abisko zu Gast. Da es die einzige weit und breit ist, herrscht dort reges Treiben und es ist ein Meisterwerk, das Gespann zu manövrieren. Es gelingt zum Glück ohne Schaden.
Hier in Abisko startet übrigens der KUNGSLEDEN-TRAIL – eine Art „Jacobsweg im Norden“, möchten wir es mal nennen. Man wandert durch den wunderschönen Nationalpark Sarek und schafft dies in 14 Tagen mit Anreise per Zug nach Abisko. Irgendwann, so ist sich die Frau des Hauses sicher, werden wir diesen Trail auch mal laufen – jedoch wohl eher ohne die Kinder.
Weiter auf der E10 ändert sich allmählich die Landschaft, die Berge verschwinden rechterhand. Nur ein paar wenige Berge türmen sich auf, darunter auch jener, der zur weltgrößten Mine für Eisenerz gehört, die seit dem Beginn 1900 durch die LKAB (Luossavaara-Kiirunavaara Aktiebolag) betrieben wird. Hier in der Grube in Kiruna sind gut 2300 Menschen beschäftigt. Circa 30 Millionen Tonnen Roherz werden hier jährlich gefördert. Ein Rohstoffgehalt von bis 60% Eisen füllt Tag für Tag unzählige Eisenbahnwaggons, die Richtung Narvik oder Luleå fahren, um den Bedarf der Industrie zu stillen. Besucht haben wir Kiruna nicht. Die 3 Stündige Führung mit dem Bus war leider bereits für die nächsten Tage ausgebucht. Ein Grund mehr, noch einmal wieder zukommen.

Bis zu unserem heutigen Ziel Gällivare ist es nun nicht mehr weit. Das örtliche Straßenbauamt meint es allerdings sehr gut mit uns, die Landschaft auf ganz andere Art und Weise zu „genießen“. Auf ca. 20 Kilometern ist die gesamte E10 in ihre Einzelteile zerlegt, maximal 30 km/h kann man hier fahren – schneller wagen wir auch nicht. Wenn wir das nächste Mal hier entlangkommen, können wir uns aber über eine neue Straße freuen.

Um 15 Uhr erreichen wir dann den örtlichen Campingplatz in Gällivare, bekommen einen Platz direkt am Wasser und können hier entspannt Wasser und Strom tanken und auch einmal die Waschmaschine bemühen. 300 SEK pro Nacht sind vollkommen in Ordnung für diesen Platz, der sich bis 17 Uhr übrigens recht schnell füllt. Ab 20 Uhr gibt es hier keinen einzigen Stellplatz mehr. Die Stadt und den beliebten „Freizeitberg“ des Ortes wollen wir uns morgen genauer ansehen, wir gönnen uns hier zwei Nächte.

Der Himmel ist jetzt am Abend immer noch grau, der Regen bleibt jedoch aus. Die WetterApp zeigt für die kommende Woche 27°C an, heute sind es gemütliche 13°C. Nur gut, dass es im Süden noch kühler sein wird.
09. Juli 2025
Wie gestern bereits angekündigt, wollen wir heute den Berg von Gällivare näher erkunden und starten nach einem sehr späten, dafür ausführlichen Frühstück, gegen 11:30 Uhr zum Parkplatz auf den DUNDRET.
Dort angekommen erhebt sich schon jetzt ein wunderbarer Blick in die Weite. Doch auch ein Blick auf den Boden lohnt sich zu dieser Jahreszeit immer wieder. Wir sind hier so weit oben, dass es wenige Bäume gibt, vereinzelt ragen Tannen wie Wegmarkierungen allein über der blühenden Heidelandschaft auf. Unsere Wanderung führt uns einen steinigen Pfad entlang durch Blau- und Preiselbeersträucher, dazwischen immer wieder Moltebeeren sowie wunderschöne gelbe, weiße und violette Blüten, die diese Landschaft hier oben hervorbringt. Besonders hat es uns das Gemeine Katzenpfötchen angetan: mal weiß und mal rosa blühen diese Knospen und sehen nicht nur aus wie kleine Katzenpfötchen, sondern fühlen sich auch ganz so weich an.

Bald steigen wir über Holzplanken, die die Wanderer vor einem Tritt in matschigen Moorboden oder den klaren Berglauf schützen sollen. Ein paar Mücken, Insekten und kleine Vögel sind unsere Wegbegleiter – andere Tiere haben wir nicht entdecken können.

Nach knapp 4 Kilometern erreichen wir bei strahlender Julisonne den 821 Meter hohen Gipfel des Dundret und genießen den Panoramablick bei klarer Sicht bis in den Nationalpark Muddus im Süden und den Nationalpark Sarek im Westen mit den beiden Gipfeln des Kebnekaise, dem höchsten Berg Schwedens.



Weitere 1,5 Kilometer später sind wir zurück am Auto. Eine Stadtbesichtigung brauchen wir heute nicht mehr und genießen dafür die Nachmittagssonne bei 18°C (gefühlt viel viel wärmer) auf dem Campingplatz direkt an einem kleinen Flusslauf. Etwas später gehen die beiden Damen nochmal los und entdecken bei einer Mini-Tour herrliche Waldwege, bunt blühende Straßengräben und einen Spielplatz, der zum Toben einlädt.


Den Tag lassen wir entspannt ausklingen, bereiten schon einmal die morgige Tour – zumindest gedanklich – vor.
PS: Gällivare ist übrigens in Schwedisch-Lappland die drittgrößte Gemeinde und doch leben gerade einmal etwa 17.000 Einwohner hier. Am Rande dieser Grubenstadt liegt der Dundret, besonders im Winter ein beliebtes Skigebiet, und das Welterbe Laponia mit den Nationalparks Sarek, Padjelanta und Stora Sjöfallet.
10. Juli 2025
Heute gibt es mal eine Tageszusammenfassung von unserer Jüngsten: „Heute sind wir aufgestanden, die Sonne hat doll durchs Fenster geschienen. Nach gefühlt 5 Sekunden mussten wir aufstehen. Dann haben die Kinder nach Hunger geschrien. Nach dem Frühstück haben wir alles ready gemacht und sind losgefahren. Wir waren wandern auf einem schönen Weg. Die Straße dahin hat Papa den letzten Nerv geraubt. Dann waren wir endlich da.

Mit ein paar fiesen Insekten sind wir los gewandert. Es war spaßig, wir haben in einem Naturpool gebadet. Dann haben wir uns verirrt. Nach dem Wandern haben wir einen Stellplatz gesucht. Der erste hat uns nicht so gefallen, dann sind wir zu unserem Alten von vor 2 Jahren gefahren und haben auf dem Weg wieder viele Rentiere gesehen.




Zum Abendbrot hatten wir Reis mit Mais und Gemüse. Mein großer Bruder und ich haben noch Betten getauscht. Dann sind wir noch ins Wasser gegangen. Ende.“

11. Juli 2025
Nachdem wir gestern gegen 14:50 Uhr wieder die nördliche Polargrenze – diesmal gen Süden – überquerten und damit die Polarregion hinter uns ließen, hieß es heute Abschied nehmen von den Rentieren. Bis Arvidsjaur waren die braunen und weißen Geweihträger noch lange unsere Begleiter. Auf der E45, kurz nach Arvidsjaur machen sie uns heute noch mal ein besonderes Abschiedsgeschenk, damit sie uns ja auch ewig in Erinnerung bleiben: Vor uns auf der Straße taucht auf einmal ein sehr langsames Wohnmobil auf, das einer Herde Rentiere folgt. Wir finden das sehr lustig, da sich die Tiere überhaupt nicht aus der Ruhe und vor allem nicht von der Straße bringen lassen. Da hilft kein Hupen, kein Winken, kein Klatschen und auch nicht das beherzte Aussteigen der Dame vor uns im Wohnmobil, die die Rentiere mit „Scheuchen“ versucht von der Straße zu bewegen. Keine Chance. Die Autos aus dem Gegenverkehr haben mehr Glück. Die Tiere weichen denen aus, jedoch weichen sie auf unsere Spur aus, sodass wir wieder nicht vorbei kommen.

Nach etwa 10 Minuten machen wir uns langsam Gedanken, ob wir es je schaffen werden, da sämtliche Überholmanöver bisher scheiterten. Ein mutiger, fast rücksichtsloser, Schwede mit einem lauten und schnellen Audi bietet uns dann letztendlich die Chance hinter der Herde wegzukommen. Deutlich rasanter als wir es wagten fährt er in die Herde hinein und verdrängt damit die Tiere auf eine Seite, sodass wir unmittelbar folgen können. Geschafft! Und um ein abenteuerliches Erlebnis reicher.

Ursprünglich planen wir unsere heutige Etappe bis etwa kurz nach Dorotea, jedoch finden wir schon wenige Kilometer nach Vilhelmina – einer Stadt, die wir 2023 bereits besuchten und für eine der schönsten Schwedens befunden haben – einen Platz für die Nacht. Immerhin haben wir heute auch knapp 240 Kilometer geschafft.
Wir stehen an einem Kraftwerk, direkt an einer Staumauer. Baden sollte man hier nicht gehen, warnt uns ein hier bereits campender Schwede, „You could drown here.“ Dafür, betont er, ist es ein wunderschöner und ruhiger Patz. Wir bleiben mit ihm hier ganz alleine.

12. Juli 2025
Am Abend wähnten wir uns noch einsam und allein auf dem Stellplatz am Kraftwerk. Gegen 22:30 Uhr wurde es dann jedoch laut: drei norwegische Familien entdeckten diesen Platz ebenfalls für sich und machten die Nacht nochmal zum Tag. Leider auch für uns. Wir hatten lange zu kämpfen, um wieder zur Ruhe zu kommen, da wir doch ziemlich kaputt waren.
Morgens um 8 Uhr scheint die Sonne dann schon so stark auf den Wohnwagen, dass es Zeit für eine „Lüftung“ ist. Beim Öffnen der Tür entdecken wir eine Möwe ganz nah vor uns auf einem Stein sitzend. Ein schöner Morgengruß und Start in den Tag.

Da die Temperaturen versprechen, noch mehr nach oben zu klettern (am Ende des Tages satte 27°C – das sind wir schon gar nicht mehr gewöhnt), wollen wir einen Stellplatz mit Bademöglichkeit finden. Südlich von Östersund ist dies jedoch gar nicht mehr so einfach, da hier ein Campingplatz nach dem anderen kommt und die Freistehplätze immer seltener werden. Wir entscheiden uns letztendlich für einen Platz etwas abseits der E45, an einem See und mit eigenem Schwimmbad. Für 300 SEK (inklusive Strom) können wir hier nicht nur eine Nacht stehen, sondern auch die Abkühlung im 25-Meter-Becken (oder Kinderbecken mit Wasserparcours) so oft genießen wie wir wollen. Bis 21 Uhr ist das Bad geöffnet – um 19:30 Uhr brechen wir zu unserer letzten Schwimmbadrunde auf, nachdem wir das Abendessen verdaut haben.

Hier am Rätans Camping steht ein kleiner Imbisswagen, der mit leckeren Hamburgern (scheinbar die Lieblingsspeise der Schweden, wenn es um Fastfood geht), aber auch Kebabrollen bzw. Falafelrollen und Nuggets mit Pommes lockt. Um hier jedoch zu speisen, muss erst Bargeld organisiert werden – eine absolute Seltenheit für uns, denn bisher haben wir einfach alles mit Karte bezahlt. Also heißt es nochmals rein ins warme Auto für die Männer, die uns mit Bargeld aus dem Nachbarort versorgen. Leider sind die Hamburger beim Bestellen schon „slut“ – also aus -, aber wir finden die anderen Angebote auch ganz lecker.

13. Juli 2025
Heute gibt es wieder eine Tageszusammenfassung von der Jüngsten, weil sie darauf besteht. Los gehts:
„Heute sind wir wieder auf dem wunderschönen Pool-Campingplatz aufgewacht. Es war so warm, dass Mama und ich ein Kleid mit Spaghetti-Ärmeln getragen haben. Nachdem wir alle ready waren sind wir losgefahren. Mama hat noch nach einem Campingplatz gesucht, auf dem wir wieder baden gehen können. Dann hat es auf dem Weg übelst geschüttet und Mama und ich haben uns wieder umgezogen. Nachdem wir dann endlich auf dem gefundenen Campingplatz angekommen waren, haben wir erstmal gevespert. Der Regen hatte aufgehört.

Dann sind wir einem anderen Camper begegnet. Der hatte zwei riesengroße Hunde, die waren aber ganz lieb (Neufundländer, Anmerkung von Mama). Dann kam noch ein anderer Camper, der uns nach einem Verlängerungskabel für Strom gefragt hat. Natürlich haben wir ihm unseres ausgeliehen. Dann sind Mama und Papa in den Wald gegangen. Als sie zurück waren, wurde ich verpflichtet, mit Mama Blaubeeren zu suchen – Yeah! (Meint sie ironisch!, Anmerkung von Mama). Auf dem Weg habe ich Elchkacke gefunden. Nachdem wir dann zurück waren, hat Mama Pizza gemacht. Lecker! (Meint sie nicht ironisch!, Anmerkung von Mama)


Wir bleiben morgen noch den ganzen Tag da und eine Nacht. Das wird toll. Hoffentlich sehen wir nochmal den Mann mit den riesen Hunden. Es gibt einen braunen Hund, der heißt Bär, und einen schwarzen Hund, der heißt Ben. Das war’s für heute. Ende.“

14. Juli 2025
Die letzte Nacht war sehr verregnet, doch am Morgen hatten sich die Wolken zunächst verzogen. Als es gegen Mittag jedoch erneut neue Wolken gab, haben sich Mutter und Tochter entschlossen, ins etwa 45 Minuten entfernte NUSNÄS zu fahren. Dort steht der Handwerksbetrieb von Nils Olssen, der um 1928 seine Manufaktur für die berühmten Holzpferde gründet. Tatsächlich sind diese nicht nur für die Region DALARNAS LÄN bekannt, sondern sind außerhalb Schwedens ein typisches Symbol des Nordlandes.


Wir fahren durch ein heftiges Gewitter und hören vom Papa am anderen Ende des Telefons, dass der Campingplatz unter Wasser steht. Nur gut, dass wir geflüchtet sind. Schnell in Gummistiefel geschlüpft und das Kind auf dem Rücken durch die Matschpfützen transportiert stehen wir schon bald in der Werkstatt und sind fasziniert, wie aus diesen verschiedenen großen Holzbrettern die Pferde mit Hilfe eines Roboterarmes ausgefräst werden – eins nach dem anderen. Die weiteren Stationen sind dann schon weniger automatisiert: Geschliffen wird zwar mit einer Maschine, aber dennoch von Hand. Ebenso das Tauchen in die verschiedenen Grundfarben sowie das mühevolle und so facettenreiche Bemalen erfolgt immer noch per Handarbeit. Es ist beeindruckend, was die Arbeiterinnen und Arbeiter hier täglich schaffen.


Nebenan befindet sich eine weitere Dalapferde-Werkstatt, GRANNAS ANDERS OLSSON. Er gründete 1922 die älteste Dalapferde-Manufaktur und ist in Wirklichkeit das eigentliche Original – obwohl Nils Olssen wohl bekannter ist. Bei GRANNAS A. OLSSON malt unsere Jüngste ein eigenes Dala-Pferd an. Das ist genauso kostenfrei wie der Eintritt in die Manufakturen und so ist es nicht verwunderlich, dass wir unser Geld dann im Besuchershop ausgeben und unser eigenes Dalapferd mit nach Hause nehmen.
Am Nachmittag gibt es dann für die hungrigen Mäuler leckere Waffeln, die unser Großer stolz selbst ausbäckt wie ein Waffel-Profi. Danach drehen wir Erwachsenen noch eine kleine Runde bis zum Wasserkraftwerk Johannisholm, die regenfreie Zeit haben wir damit optimal genutzt bevor kurz vor dem Abendessen erneut ein starker Schauer einsetzt.


Der letzte Regenguss zaubert ein zauberhaftes Licht und eine unfassbar schöne Nebelstimmung über dem See.



15. Juli 2025
Ausschlafen ist was Feines! Insbesondere im Urlaub, an einem ruhigen Plätzchen und mit viel frischer Luft in der Nase, weil man die Fenster geöffnet lassen kann. Da darf das Frühstück schonmal nach 10 Uhr beginnen – aber am besten ist es, man schaut im Urlaub gar nicht auf die Uhr.
Das Wetter meint es heute äußerst gut mit uns. Damit sind alle Bedingungen für ein erstes Paddelabenteuer auf einem Schwedischen See erfüllt: Sonne, minimale Strömung (und auch nur auf der Mitte des Sees), kein Wellengang, gute Anlegestellen. Unser Standup Paddelboard (SUP) wird endlich hier im Norden eingeweiht und dafür nutzen wir den ganzen Tag. Es lohnt sich! Wir werden mit spiegelglatter Wasseroberfläche, abwechslungsreichen Blickwinkeln auf den Campingplatz und mit strahlend blauem Himmel mit kleinen Haufenwolken belohnt. Die Seen sind hier nicht blau, sondern eher braun und dunkel, sodass man nicht sieht was unter einem los ist. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in einer der zahlreichen gelben Seerosen hängen bleiben, die sich unterirdisch zu einem feinen Pflanzennetz verwachsen haben, oder einen Stein mitnehmen, der hier gern mal unterirdisch im See liegt. Am Badestrand des Campingplatzes tauchen wir ohne SUP einmal ganz ab ins kühle Nass. Sehr erfrischend!


Hinein fällt heute niemand. Die pflichtbewusst getragenen Schwimmwesten von Opa bleiben also trocken. Vielleicht bietet sich in den nächsten Tagen noch einmal die Möglichkeit, das SUP auszupacken und einen anderen See zu erkunden.
Nach einem erneuten kurzen Regenschauer am Nachmittag verbringen wir den restlichen Tag mal mit „Nichtstun“, obwohl auch dieses zeitweilig aus Spiele spielen, Stricken und Aufräumen besteht. Morgen treten wir die Reise zu den Großeltern bei Skövde an. Ein Stück Weg ist es noch, circa 300 Kilometer trennen uns noch von ihnen. Die letzten Urlaubstage wollen wir in der schon fast mit heimatlichen Gefühlen verbundenen Gegend rund um den Billingen und mit den Großeltern verbringen, auf die sich die Kinder schon sehr freuen.

Und da es irgendwie passt zu heute, wollen wir unsere Leser noch einmal mitnehmen in die Schwedische Landschaft: Wenn wir die Augen schließen, hören wir zwar die Autos von der nahen E45, aber vor allem hören wir kreischende Gänse, Möwen, Enten, Vögel (Schwalben und Bachstelzen, ab und zu Amseln), das Knacken des Lagerfeuers vom Nachbarcamper, ein paar bellende Hunde. Wir sehen eine spiegelglatte Wasseroberfläche, helle und dunkle Grüntöne, die sich im Wald rings um den See auftun, saftig grünes Gras mit weißen Kleeblüten und unzählige Blaubeer- und Preiselbeersträucher im Wald. Es riecht nach Waldboden, nach Tannennadeln, nach Pilzen – insbesondere nach einem Regenguss. Wir haben hier bei Steiner’s Camping-Lodge wirklich ein sehr schönes Fleckchen Erde gefunden und können aus tiefstem Herzen einen Aufenthalt hier, unweit von Mora am großen Siljansee, absolut empfehlen.
16. Juli 2025
Strahlender Sonnenschein begrüßt auch den heutigen Tag und so fällt das Zusammenpacken nach drei Nächten doch etwas schwerer als sonst. Einen kurzen Schock durchfährt unsere Knochen als das Auto nach dem Starten entscheidet, direkt wieder auszugehen. Soll es uns auf die letzten Tage nun doch noch unzuverlässig werden?
Es ist wohl nur ein „Warnschuss“ und wir kommen nicht nur gut los, sondern auch gut durch die nächsten 330 Kilometer. Zunächst fahren wir zur Sun Dance Ranch in Ekshärad: auf dem letzten Campingplatz hat unser Platznachbar seine Auffahrkeile liegen lassen und da die Ranch quasi auf der Strecke liegt, bringen wir ihm die Auffahrkeile vorbei. So sehen wir noch mal eine andere Strecke und vor allem eine andere Landschaft. Es fällt uns heute ein wenig schwer, diese zu beschreiben. Eine Mischung aus Landwirtschaft, Viehzucht, Schwedischen Wäldern, dazwischen entweder top modernisierte rot-weiße Häuser und Höfe oder als anderes Extrem heruntergekommene, zerfallene alte Häuschen. In den Ortschaften steht vor jedem zweiten Haus der Rollator – ein Zeichen für die Überalterung der Bevölkerung hier an der Landstraße 62 und 240. Die „großen Orte“ wirken teilweise wie leergefegt und dennoch entdecken wir schöne, historisch gut erhaltene Kirchen und Freiluftmuseen.


Wir kommen dann kurz nach 16 Uhr bei unserem letzten Reiseziel in Locketorp, nördlich von Skövde, an und freuen uns über das leckere Essen, das schon auf uns wartet. Die nächsten Tage werden wir hier verbringen und unseren letzten „kostenfreien Stellplatz“ genießen.

17. Juli 2025
Die letzten Tage sind angebrochen und die wollen wir natürlich noch auskosten. So geht es heute für 3/4 der Familie in die Stadt zum Shoppen. Nicht nur Lebensmittel wollen wieder aufgefüllt, sondern auch noch ein paar kleine Mitbringsel geshoppt werden.


Das andere 1/4 fährt mit Opa nach Odensåker, etwa 15 Minuten von hier entfernt. Mit im Gepäck: Angel, Käscher, Eimer und von oben bis unten quasi „blickdickt“ eingepackt. Am Fluss Tidan angeln Großvater und Enkel – zumindest wollen sie es versuchen. Doch zunächst müssen sie sich durch mannshohes Gras kämpfen (daher auch die Vollmontur) und hoffen, dass die Kühe auf der nahen Weide friedlich bleiben. Wie uns bald berichtet wird, entspannen die Kühe bei einem bauchhohen Bad im Fluss, während die beiden Angler erfolgreich in Gemeinschaftsarbeit einen Hecht aus dem Tidan fischen. Etwa 65 cm lang und mit spitzen Zähnen ausgestattet – wie Opa leider gleich spüren muss – ist er ein erfolgreicher Fang.
Zurück am Haus übernimmt Opa die Restarbeit und Oma friert den Prachtkerl erst einmal ein. Verspeisen wollen wir ihn noch vor unserer Abreise.

Wir kehren ebenfalls erfolgreich zurück; mit vollen Tüten und leckeren Zimtschnecken für’s Fika im Gepäck. Den warmen Nachmittag verbringen im Schatten mit Spielen, Lesen und Entspannen. Am Abend gibt es als kleines Highlight dann noch Gulaschsuppe über dem offenen Feuer. Ein echter Gaumenschmaus.

18. Juli 2025
Die Nacht in Locketorp ist ruhig und sehr neblig. Als wir nachts das Rollo schließen, sieht man kaum bis zur nächsten Baumreihe. Ob das der Vorbote für den heißen Sommertag ist, den wir heute hier erleben? Schon morgens läuft uns der Schweiß von der Stirn und der azurblaue Himmel verheißt einen sehr schönen Freitag. Als dann auch noch die Hobbyflieger vom nahen Flugplatz abheben, ist Opa sicher: heute kommt kein schlechtes Wetter auf.
Nach dem Mittagessen packen wir daher die Badesachen und den in Skövde frisch erstandenen Schwimmring und fahren an den etwa 20 Minuten entfernten SIMSJÖN am anderen Ende der Stadt. Durch die vielen Kreisverkehre sind wir schnell durch Skövde durch, vorbei an großen Golfplätzen bis wir am Simsjön ankommen. Die Parkplatzsuche gestaltet sich schwierig, da wir natürlich nicht die Einzigen sind, die nach einer Abkühlung suchen. Doch wir haben wieder das Glück auf unserer Seite und finden einen guten Parkplatz nah am Wasser und müssen somit nicht weit laufen. Parkplatz und auch Das Strandbad sind selbstredend kostenfrei. Es stehen Umkleidekabinen und Toiletten zur Verfügung, heute ist auch ein kleiner Imbissstand vor Ort, an dem man sich Smörgåsar (= Sandwiches) und verschiedene Früchte kaufen kann.

Der Simsjön ist ideal für die Kinder – vor allem für ganz kleine -, da man hier sehr weit hineinlaufen kann und der Boden aus feinem Sand besteht. Ein paar kleine Rotfedern trauen sich in den Uferbereich, ansonsten sehen wir hier keine Fische. Es gibt zwei lange Holzstege, von denen es sich jedoch nicht lohnt zu springen, denn auch hier können, zumindest die Erwachsenen, noch stehen. Voll ist es hier in den Nachmittagsstunden und dennoch genug Platz in und auf dem großen See.

Die Abkühlung tut uns sehr gut und nach 1,5 Stunden gehts zurück ins Feriendomizil, wo schon der leckere Kladdkaka (= Schokoladenkuchen) auf uns wartet.
Auch erste Wäscheberge wurden heute erfolgreich eliminiert, sodass zu Hause nicht mehr ganz so viel Arbeit bleibt. Morgen wird dann vor allem gepackt und die Rückreise geplant, denn leider wird morgen schon unser letzter Tag hier in Schweden sein.
19. / 20. Juli 2025
Am letzten Tag unseres Urlaubs wurde noch fix ein kleiner Eimer Blaubeeren gesammelt und eine letzte Fika eingenommen. Dann mussten wir leider schon die 420 km zum Hafen nach Trelleborg antreten.

Das Land verabschiedet sich in den Abendstunden in seiner voller Schönheit und wieder einmal merken wir, dass wir eigentlich garnicht fort wollen. Es wird jetzt sicher wieder einige Tage dauern, um all das Erlebte zu verarbeiten, zu begreifen. Mit dem Handy haben wir ca. 800 Fotos geschossen, zudem kommen dann noch gut 650 Fotos auf der Speicherkarte der Spiegelreflexkamera. Diese werden wir in den nächsten Tagen ansehen und bearbeiten und in einer Galerie hier veröffentlichen. Im Blog könnt ihr dann sehen, wenn es soweit ist.


Inzwischen sind wir wohlbehalten zu Hause angekommen und Schreiben diesen letzten Eintrag in unsere digitales Reisetagebuch. 6573 km waren es übrigens -weniger als gedacht- die wir in denn vergangenen 3 Wochen zurückgelegt haben.
Wir kommen wieder, ganz sicher!